Die Atomenergie feiert weltweit ihr großes Comeback

Der Kampf gegen das – zuerst militärische, dann zivile – Atom war drei Jahrzehnte lang die Hauptmotivation der Friedens- und Umweltbewegung und sogar der Katalysator ihrer Entstehung und Entwicklung. Die ehemalige deutsche Umweltschutzministerin und dann Bundeskanzlerin Angela Merkel verkündete am 15. März 2011, ohne den Bundestag und ihre europäischen Partner zu konsultieren, den Ausstieg der Bundesrepublik aus dieser Energiequelle.Ein Erdbeben im Pazifik hatte gerade einen Tsunami ausgelöst. Bis zu 40 Meter hohe Wellen überrollen die Ostküste Japans. Die Flutwelle traf auch das Atomkraftwerk Fukushima, das direkt an der Küste stand. In den folgenden Tagen kam es dort zum Super-GAU (Grösster AtomUnfall). Es war die schwerste nukleare Katastrophe seit Tschernobyl 1986.

Dabei war Tschernobyl das Ergebnis der Unachtsamkeit und des Schlendrians der Mitarbeiter und der sowjetischen Leitung des dortigen KKWs in der damals sowjetischen Ukraine und in Fukushima hatten die Japaner wohl vergessen, dass sie in einer Erdbebenregion leben und dass Erdbeben auch am Ozeanboden geschehen. Hatte die Bundeskanzlerin alle Komponenten dieser tragischen Ereignisse berücksichtigt?  War ihre einsamen Entscheidung nicht eher politisch bestimmt? Wahrscheinlich. Sie wollte vielleicht mit den Grünen koalieren. Sie war auch überzeugt, dass die Russen, an deren Spitze der gute Putin, Deutschland mit ihren Gasleitung in der Ostsee mit billiger Energie auf ewig versorgen würden. Heute muss Deutschland diese Entscheidung bitter bereuen. Einer Studie der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge streben derzeit mehr als 40 Länder weltweit nach einem Ausbau der Kernkraft, um den steigenden Bedarf an Elektrizität zu decken.

Die Stromerzeugung durch Kernkraft werde 2025 „ein Rekordniveau“ erreichen, sagte IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol. Weltweit sein mehr als 70 Gigawatt neue Kernenergiekapazität im Bau. Diese Entwicklung sei nicht nur auf den erhöhten Bedarf klassischer Sektoren der Industrie zurückzuführen, sondern auch auf die verstärkte Nachfrage durch Elektroautos, Datenzentren und der Nutzung Künstlicher Intelligenz, die allesamt erhebliche Mengen an Strom benötigen. Deutschland geht leider einen energiepolitischen Sonderweg und hat ab 2011 seine 14 Atomkraftwerke nach und nach abgeschaltet, die letzten drei im April 2023, obwohl die Ostsee-Gasleitung ausser Dienst gesetzt wurde.

(„C’l’Europe“, mit„B.Z., Die Stimme Berlins am Morgen“, Gunnar Schupelius. 17.01.2025)