Europa an der Z-Grenze

Putins Armee bereitet sich auf das Großmanöver „Zapad 25“ im kommenden September an der Westgrenze von Belarus, angrenzend an Lettland, Litauen und Polen, vor, um den Krieg gegen die NATO zu trainieren. Ende 2021 führte dieselbe russische Armee das Manöver „Zapad 21“ an der belarussisch-polnischen Grenze unweit der Nordukraine durch. Kurz darauf, im Februar 2022, marschierte sie über diese Grenze in die Ukraine ein. Sie wurde zwar vor Kiew zurückgedrängt, setzte ihren Vernichtungskrieg aber im Westen und Süden der Ukraine fort.

Die Europäer haben Grund zur Sorge. Zapad (Запад) bedeutet auf Russisch „Westen“. Der Buchstabe „Z“, der in lateinischer und nicht in kyrillischer Schrift auf russischen Armeeuniformen, Fahrzeugen und Propagandaplakaten gedruckt ist, spricht Bände. Putins (oder eines Nachfolgers seines Schlages) Ziel ist die Eroberung des Westens des Kontinents. Um dies zu erreichen, hat Putin sein riesiges Land in eine Kriegsmaschine verwandelt und mächtige Verbündete für seine Sache gewonnen, darunter China, die BRICS-Staaten (der globale Süden) und übergerüstete Länder wie Nordkorea. Russlands Rüstungsindustrie läuft auf Hochtouren (beispielsweise produziert sie täglich 1.000 Shaed-Kampfdrohnen), und die neuen afrikanischen Besitztümer des Kremls können Kanonenfutter liefern.

Die um sechs Monate vorgezogenen Bundestagswahlen in Deutschland ermöglichten zum Glück die Ablösung des linken SPD-Politikers Olaf Scholz durch den rechten CDU-CSU-Politiker Friedrich Merz im Berliner Kanzleramt. Es ist wahrscheinlich, dass Merz der Ukraine die deutschen Taurus-Raketen mit einer Reichweite von 500 km geliefert hat, was Scholz verweigerte. Es ist auch geschehen, dass der neue deutsche Bundeskanzler der ukrainischen Armee die Genehmigung erteilt hat, militärische Ziele auf russischem Territorium anzugreifen. Dies hatte die NATO unter amerikanischer Führung abgelehnt. Friedrich Merz besichtigte am 22. Mai eine in der litauischen Hauptstadt Vilnius stationierte deutsche Brigade. „Wer ernsthaft glaubt, Russland wäre mit einem Sieg über die Ukraine und/oder der Annexion von Gebieten in diesem Land zufrieden, der irrt“, sagte er an die USA und an die Europäer gerichtet. Um Trumps Fehler in internationaler Politik und Strategie zu kompensieren, entsteht auf Initiative Frankreichs eine europäische Nato. Unter dem Banner der „Koalition der Willigen“, der „Willings“, vereint sie 20 europäische Länder um Frankreich, Großbritannien, Deutschland und Polen unter der Verantwortung der EU.

In Grau-Blau die drei baltischen Staaten. Links in Grün Schweden. Unten Rot Kaliningrad. Die schwedische Ostseeinsel Gotland beobachtet die Russen in Kaliningrad.

Überschreitet man dabei die rote Linie? Nein, denn Putin hat der NATO in seiner Rede auf dem Roten Platz am 9. Mai 2024 vor einem Jahr praktisch den Krieg erklärt. Dies ist daher nur eine Reaktion wi andere auf die russische Aggression.

Zudem ist erwiesen, dass das Eindringen westlicher Streitkräfte oder Raketen in russisches Territorium keine nukleare Reaktion Russlands und damit keine Eskalation hin zu einem umfassenden Krieg provozieren muss. China und Indien halten Putins Hand grundsätzlich vom roten Knopf fern. Sowieso erlaubt sich jetzt Putin, jede Nacht ukrainische Städte zu bombardieren, was zahlreich zivile Opfer fordert. Trump selbst nannte ihn dafür „verrückt“. Doch der amerikanische Präsident konzentriert sich weiterhin sehr wenig auf die Ukraine, ebenso wie auf Israel, und steht kurz davor, seine Verbündeten im Stich zu lassen, so zielstrebig strebt er nach Frieden und dem entsprechenden Nobelpreis..

Putin kann und will keinen dauerhaften Frieden. Seine Ideologie steht dem Frieden entgegen. Litauen wird deswegen seine Grenzen zu Belarus und zur russischen Enklave Kaliningrad an der Ostsee verminen. Wie Litauen sind auch Polen, Estland und Lettland aus dem Ottawa-Übereinkommen ausgetreten, das Antipersonenminen verbietet. 900 Millionen Dollar wurden aufgebracht, um den Zugang zu diesen Gebieten mit Panzerabwehrminen zu blockieren. Drei Stacheldrahtzäune wie zuvor reichten nicht aus.

Deutsche Streitkräfte, deren Stärke bis 2027 auf 5.000 Soldaten aufgestockt werden soll, sind entlang der litauisch-russischen Grenze stationiert, in deren Nähe die Russen Truppen und militärisches Gerät zusammenziehen. Die Franzosen sind, unter anderem mit Rafale-Flugzeugen, in Estland präsent. Die Europäer sind entlang der gesamten Grenze in Litauen präsent. Die baltischen Staaten, das sollten wir nicht vergessen, sind Mitglieder der EU. Die Ukraine wird der EU beitreten, und Moskau kann sich dem nicht widersetzen, da die Ukraine ein souveränes Land ist. Amerikanische Soldaten sind trotz Trumps Abzugsdrohungen, die das US-Militär offensichtlich nur schwer akzeptieren kann, weiterhin an der russisch-finnischen Grenze im Einsatz.

Suwalki-Korridor (in Rot) in Polen und Litauen zwischen Weißrussland und der Enklave Kaliningrad.

Der Suwalki-Korridor ist ein 65,4 Kilometer langer Abschnitt der litauisch-polnischen Grenze zwischen Weißrussland und der russischen Enklave Kaliningrad, dem ehemaligen deutschen Königsberg. Darauf läuft eine Eisenbahnlinie. Russische Züge nutzen sie, um ihr kleines Gebiet Kaliningrad an der Ostsee zu versorgen, das mit auf Warschau und Berlin zielenden Waffen und Raketen vollgestopft ist. Stalin erwarb es 1945 und nutzte dabei die Leichtgläubigkeit der Amerikaner aus. „Die Suwalki-Lücke ist nicht nur ein geografischer Korridor ; sie ist das strategischer Nadelöhr an der Ostflanke“das strategische Nadelöhr an der Ostflanke“, erklärt Generalin spekteur Carsten Breuer, 60, oberster Chef der Bundeswehr. der die deutschen Einheiten in der Region befehligt. Deutsche Soldaten bewachen diesen Schwachpunkt, an dem die russische Armee das Baltikum vom Rest Europas abschneiden könnte. Doch die Euro-NATO kann ebenfallls Kaliningrad von Weißrussland abschneiden. Bis zur belarussischen Grenze im Osten und der russischen Grenze im Nordosten ist das Nordosteuropäische Territorium militärisch geschützt, ebenso wie das Territorium aller EU-Mitgliedstaaten.

(JPP. 27.05.2025)