NICOLAS SARKOZY AUF BEWÄHRUNG FREIGELASSEN

Der ehemalige französische Präsident Nicolas Sarkozy wurde am 10. November 2025 vom Pariser Berufungsgericht auf Bewährung freigelassen. Er hatte drei Wochen (21 Tage) im Pariser Gefängnis La Santé wegen der Beteiligung an einer „kriminellen Verschwörung“ inhaftiert. Wir haben dieser verleumderischen Aussage einer Richterin, deren Name in unserer vergesslichen Welt niemals in Vergessenheit geraten sollte, nichts hinzuzufügen. Offensichtlich ist diese Entscheidung in Berufung nicht von juristischen Gründen beseelt, sondern von dem Bedürfnis, einen Justizskandal zu beenden, der in Frankreich, in Europa und draußen zu weitreichenden Protesten geführt hatte.

Weder das Gericht noch Sarkozys Anwälte haben diesen Triumph feierlich begangen (immerhin hat der freigelassene Häftling am Montagabend mit seiner Frau in einem Pariser Restaurant gespeist, er brauchte schon diese harmlose Genugtuung).Bis zu seinem Berufungshauptverfahren im März 2026, in dem er von dieser haltlosen, politisch motivierten Anschuldigung freigesprochen werden muss, werden der ehemalige französische Präsident und sein Anwaltsteam daran arbeiten, seine Unschuld zu beweisen. Um das Ansehen der französischen Justiz, in die das Vertrauen geschwunden ist, einigermassen zu retten, verbietet ihm jetzt ihm jetzt das hohe Gericht ein Treffen mit seinem Freund, Justizminister Gérald Darmanin. Man fragt sich unwillkürlich: Mit welchem ​​Recht? Darmanin hatte einen Vorwand vorgeschoben, und zwar, um sich zu vergewissern, dass der Angeklagte nicht in Gefahr war, ermordet zu werden, um ihm einen 45-minütigen Besuch in der Haftanstalt abzustatten. Es zeigte dennoch, dass der Minister die Verurteilung des ehemaligen Präsidenten missbilligte.

Wir stehen zu allem, was wir hier unten während Nicolas Sarkozys Haft geschrieben haben. Sie wird als eine der beschämendsten Taten der französischen Republik in die Geschichte eingehen, so wie die lächerlichen Angriffe der SPD Schröders auf Helmut Kohl in 1999/2000 ein dunkles Kapitel in der Geschichte der deutschen Demokratie bleiben werden. Sicherlich steht niemand über dem Gesetz, nicht einmal ein Regierungs- oder Staatsoberhaupt, aber Anstand setzt der politischen Verfolgung Grenzen. Andernfalls verlassen wir den Boden der Demokratie. (J-P.P. 11.11.25)

  An einem Diestagmorgen im Pariser gefängnir La Santé   …die Inhaftierung von Nicolas Sarkozy

Am Dienstagmorgen, dem 21. Oktober 2025, ereignete sich ein Ereignis, das die französische Geschichte prägen wird. Um 10:00 Uhr wurde der zu fünf Jahren Haft verurteilte ehemalige Präsident  Nicolas Sarkozy im Pariser Gefängnis La Santé in einer 9 m² großen Zelle inhaftiert.

Die Zelle befindet sich im Hochsicherheitstrakt, der den gefährlichsten Häftlingen vorbehalten ist, theoretisch, um den ehemaligen Präsidenten vor Angriffen zu schützen. In der Tat kreiste sofort im Internet ein Videofilm von drei Gefängnisinsassen, die zum Anschlag gegen Sarkozy aufriefen (wie Handys in deren Zellen gelandet sind, ist noch unklar). Die Gefahr, dass der inhaftierte Präsident ermordet wird ist durchaus real. Er wurde von Mithäftlingen mit aggressivem Gejohle empfangen. Zwei bewaffnete Polizisten schlafen in der Nachbarzelle.

In seiner Zelle hat er ein Bett, eine Toilette, einen kleinen Schreibtisch, an dem er schreiben darf. Er nahm nur zwei Bücher mit: Alexandre Dumas‘ Roman „Der Graf von Monte Christo“ über einen ungerecht verurteilten Häftling, der ausreißt und sich rächt, und die Jesusbiografie des Historikers Jean-Christian Petitfils. Ihm sind zwei einstündige Spaziergänge pro Tag im kleinen, ummauerten Gefängnishof und drei Besuche pro Woche von seiner Familie in einem Besucherraum gestattet. Seine Anwälte dürfen ihn besuchen. Sie haben Berufung eingelegt, doch dies führt nicht zur Bewährung seiner Strafe. Letzte Woche, nach seiner Verurteilung, wurde er von seinem Nachfolger Emmanuel Macron empfangen. Der derzeitige Justizminister Gérald Darmanin kündigte an, ihn im Gefängnis als Freund zu besuchen.

Sarkozy wurde am 25. September von einem Gericht unter Vorsitz der Richterin Nathalie Gavarino und zwei Beisitzenden im Fall der mutmaßlichen libyschen Finanzierung seines Präsidentschaftswahlkampfs 2007 wegen „krimineller Vereinigung“ zu einer Haftstrafe von 5 Jahren, zu einer Geldstrafe von 100.000 Euro und zum Verlust seiner bürgerlichen und staatsbürgerlichen Rechte verurteilt. Bei den „Kriminellen“ handelt es sich also um ihn selbst und seine beiden damaligen Minister Brice Hortefeux und Claude Guéant, die ebenfalls verurteilt wurden. Das Gericht musste jedoch alle Anklagen gegen sie und Herrn Sarkozy wegen illegaler libyscher Finanzierung des Wahlkampfs 2007 abweisen. Sie basierten im Wesentlichen auf einem gefälschten Dokument der linksradikalen Nachrichtenagentur „Mediapart“.

Für das Gericht war es eine ziemliche Blamage, die es schnell unter den Teppich kehrte. Ohne Beweise und auf Verdacht befanden also die Richter als Ersatz, dass Wahlkandidat Sarkozy damals mit seinen beiden Freunden „konspiriert“ hatte. Diese hatten angeblich die Möglichkeit einer Wahlkampfinanzierung durch den libyschen Diktator Muammar Gaddafi in Erwägung gezogen. Es ist jedoch erwiesen, dass sie die Sache nicht vollzogen, wohl nicht mal das versucht haben zu tun. Sie hätten am Telefon darüber gesprochen. Das Gespräch wurde möglicherweise illegal abgehört. In einer sorgfältigen und präzisen Analyse der sehr langen Anklageschrift, die am 21. Oktober in der Tageszeitung „Le Figaro“ veröffentlicht wurde, bescheinigte der renommierte französische Publizist und Ökonom Nicolas Baverez der Anklage, die Verurteilung sei willkürlich und vorsätzlich.

Frau Gavarino gehört der neutralen Mehrheitsgewerkschaft der Justiz an. Vielleicht hat sie Nicolas Sarkozy nicht verziehen, dass er Richter als „Erbsen“ bezeichnete. Tatsache ist, dass sie 2011 mit ihm in Konflikt geraten war, weil er gegen ein Urteil intervenierte, das ihn nichts anging. Natürlich kann man dieser Richterin nicht vorwerfen, eine linke Aktivistin zu sein. Sie war nicht so dumm, der linken Justiz-Gewerkschaft beizutreten. Aber sie verurteilte Sarkozys ehemaligen Premierminister François Fillon wegen Scheinbeschäftigung und trug so, ob absichtlich oder nicht, dazu bei, die Rückkehr der gemäßigten gaullistischen Rechten (LR, Les Républicains) an die Macht zu verhindern. Es ist schwer, in ihrem Urteil die Absicht nicht zu sehen, Mit einem Quäntchen Sadismus  einen politischen Gegner zu demütigen. Die endlose, jahrelange Jagd der Richter auf den Emporkömmling Sarkozy, Sohn eines mittellosen ungarischen Aristokraten, der vor der sowjetischen Besatzung seines Landes nach Frankreich geflohen war, erinnert an die Kampagne von Freunden der Regierung Gerhard Schröders gegen Helmut Kohl in den Jahren 1999/2000. Damals stellte der Wiedervereinigungskanzler seinen Nachfolger in den Schatten. Daher wurden plötzlich seine schrecklichen „Schwarzen Kassen“ aufgedeckt, die eine reale aber nicht allzu üppige Finanzierung seiner Partei durch nicht deklarierte Spenden aus der Industrie beinhalteten. Es handelte sich um eine verwerfliche Unregelmäßigkeit in seiner Buchhaltung, aber nicht um ein Verbrechen. Die Absicht war eindeutig, das Image des ehemaligen Kanzlers aus politischen Gründen zu schädigen. Auf Propagandaplakaten wurde Kohl sogar als Mafioso („der Pate“) bezeichnet. Diesen niederträchtigen Vorwürfen gegen einen von mir geschätzten Politiker und Macher der Einheit Europas widersprach ich in einem Buch mit dem Titel „Die Verleumdungs-AG“.[1] Gerhard Schröder verzieh mir das nicht. Er zeigte es mir öffentlich. Doch seine spätere, gut bezahlte Freundschaft mit Wladimir Putins bestätigte, dass das, was Helmut Kohl mir über ihn erzählt hatte, stimmte.

Es ist nicht sicher, dass Deutschland die Bedeutung dieses Tiefschlags gegen einen französischen Politiker wie Sarkozy verstehen wird, der die Deutschen in Erstaunen versetzte und in Deutschland nie verstanden wurde. 2008 schrieb ich „Sarkozy muss man den Deutschen erklären“ und verfasste auf Deutsch das Buch „Nicolas Sarkozy und die Beschleunigung der Politik“. [2] In der französischen Bevölkerung regt sich zunehmend Wut gegen die Politisierung der Justiz, die Terroristen und Verbrecher freilässt und einen unschuldigen ehemaligen Präsidenten ohne Beweise und auf einen Fantasieverdacht inhaftiert, der Angela Merkel überredete, mit ihm gemeinsam den Euro zu retten, und der de Gaulles strategischen Fehler wiedergutmachte, indem er Frankreich wieder in die NATO brachte. Aber Dankbarkeit ist in politischen Kreisen bekanntlich keine Tugend.

Manche vergleichen den Prozess gegen Sarkozy bereits mit den Prozessen Wyschinskis, Stalins Staatsanklägers während der Säuberungen 1936-38 in der UdSSR, wo Leugnung als Schuldbeweis betrachtet wurde. Doch die beispiellose Inhaftierung eines Präsidenten erinnert eher an die Verhaftung vom französischen König Ludwig XVI. in Varennes in der Nacht vom 21. auf den 22. Juni 1791 durch die Revolutionsgardisten. Glücklicherweise hat Frankreich seit 1981 auf die Guillotine verzichtet.

In einem Frankreich ohne stabile Regierung, das seit der Auflösung der Nationalversammlung durch Emmanuel Macron im Jahr 2024, in der er die Mehrheit hatte, orientierungslos ist, geschehen jedoch seltsame Dinge. Der bekannte Sänger und Liedtexter Michel Sardou [1] erinnerte die Zuschauer vom tv-Sender TF1 am 2. November 2025 daran, dass bisher nur drei französische Staatsoberhäupter inhaftiert waren: Ludwig XVI. [2], Philippe Pétain [3] und Nicolas Sarkozy.

Wenige Tage zuvor hatten zwei Abgeordnete der linksradikalen Partei LFI (La France Insoumise) in Begleitung von Journalisten das Gefängnis La Santé besucht, um die Zelle des ehemaligen Präsidenten Sarkozy ausfindig zu machen. Dieser Besuch löste viel Unmut aus. Vor allem ließ es die Gespenster des terroristischen Staatsanwalts Antoine Fouquier-Tinville [4], des Henkers Henri Sanson [5] und des fanatischen Revoluzzers Jean-Paul Marat, der die sog. „Septembermassaker“ in 1791 inspiriert hatte, wieder aufleben. [6] (Jean-Paul Picaper. 21.10.2025–4.11.2025)


[1] Die BücherNicolas Sarkozy und die Beschleunigung der Politik“ Untertitel: « Wie Parteien mi Spendenskandalen Politik machen ». Quintessenz-Verlag GmbH. Berlin. 2002. 250 Seiten.

[2] „Die VErleumdungs AG„. „Wie Parteien mit Spendenskandlaen Politik machen“. Gollenstein Verlag, Merzig. www.gollenstein.de . 2008.4 35 Seiten.

[1] Geboren 1947, mit einer 60-jährigen Karriere: „Es hat mir nicht gefallen, dass Nicolas Sarkozy im Gefängnis sitzt.“ Er rief den inhaftierten Ex-Präsidenten im Gefängnis an. Sein Sängerkollege, der berühmte Liedermacher und Komponist Didier Barbelivien, geboren 1954, sandte seinem inhaftierten Freund Nicolas Sarkozy einen offenen Solidaritätsbrief. Der Justizminister Gérald Darmanin hat Nicolas Sarkozy in seiner Zelle besucht und eine Stunde in Anwesenheit eines Wächters mit ihm gesprochen. Natürlich war das stillschweigend ein Protest gegen das Urteil der Richterin Gavarino.

[2] Der „König der Franzosen“, am 21. Januar 1793 auf der Place de la Révolution (heute Place de la Concorde in Paris) öffentlich guillotiniert.

[3] Marschall Pétain, Chef der französischen Regierung unter deutscher Besatzung (1940-44), geboren 1856, nach dem Krieg zum Tode verurteilt, von General de Gaulle begnadigt, starb am 23. Juli 1951 in Haft auf der Insel Yeu.

[4] Antoine Fouquier-Tinville, geboren 1746, guillotiniert am 7. Mai 1795. Er trug den Spitznamen „Guillotinelieferant“ und war der letzte, der vom Revolutionstribunal zum Tode verurteilt wurde. Während der Schreckensherrschaft von Robespierre (1792-93 war er dessen Revolutionsstaatsanwalt gewesen. Sein Tod markierte das Ende der Französischen Revolution (1789–1795).

[5] Charles-Henri Sanson, geboren 1739 und am 4. Juli 1806 in Paris gestorben, war unter den Königen Ludwig XV. und Ludwig XVI. sowie später während der Revolution der Henker von Paris. Er enthauptete König Ludwig XVI. und berühmte Revolutionäre wie Danton, Desmoulins und Robespierre. Als Mitglied einer Henkersfamilie in sechster Generation vollstreckte er über vierzig Jahre lang die Todesstrafe und exekutierte fast 2.500 Menschen.

[6] Der Höhepunkt der blutigen Gewalt der französischen Revolution war die Hinrichtung von 1.300 Gefangenen durch Eindringlinge in Pariser Gefängnissen vom 2. bis 6. oder 7. September 1792. Hinzu kamen etwa 150 weitere Gefangene, die im übrigen Frankreich (insbesondere in Orléans, Meaux, Reims und Versailles) über einen längeren Zeitraum massakriert wurden. Jean-Paul Marat hatte dazu aufgerufen.